Zwei rot-weiße Flatterbänder begrenzten den Weg zum Desinfektionsmittelspender.
Auf der Wiese vor dem Bootswärterhaus stand ein weißes Partyzelt ohne Seitenteile, aber mit aufgestellten Biertischen und Bänken, unser neues luftiges Klassenzimmer. Dahinter, am Ende des Steges, stand ein großer Vogel mit einem langen Schnabel und betrachtete, wie der See die bleierne Farbe des Himmels unruhig spiegelte.
An der Wand links, neben dem Desi-Spender, hing in der Vitrine, mit vier Magneten befestigt, ein Blatt Papier mit dem Wetterbericht:
„Windwarnung: Der West- bis Südwestwind erreicht in Böen b.a.w. die Stärke 6!“ – war dick und großgeschrieben, und weiter: „Der West- bis Südwestwind weht in Mittel schwach bis mäßig mit Stärke 3 bis 4 und erreicht in Böen die Stärke 6 … kein wesentlicher Niederschlag fällt“ – wir werden also trocken bleiben, sehr gut. „Die Höchsttemperatur liegt bei 14 Grad“, ich las nicht weiter, es interessierte mich nicht. Ich nahm einen Sack mit Vorsegel und Paddel vom Boden unter der Vitrine und ging zum Zelt. Meinen Rucksack ließ ich auf eine Bierbank fallen.
– Hallo Steffi! Kommt heute jemanden aus meinem Kurs vom letzten Jahr?
– Ich glaube nicht.
– Mit wem könnte ich segeln? Ich wünsche mir jemand, der gut ist, ich bin nicht so gut. Und nach einem Jahr Pause …
Ich ging zu der ersten in der Reihe von acht auf Gurten liegenden Jollen. Noch nicht mal die blaue Plane komplett weggezogen, da kam Marianne. Steffi hat sie zu mir geschickt, wir werden heute gemeinsam segeln.
– Da von Böen Stärke 6 gewarnt wird, werdet ihr heute Segel reffen. – sagte der Bootswärter.
Das fand ich gut.
Nach zwei Stunden segeln ging Marianne vom Board und Oli stieg zu mir auf die Jolle. Oliver hat seinen Schein vor sechs Jahren im Urlaub im Ausland gemacht. Eigentlich will er ausprobieren, ob er sich noch an irgendetwas erinnern kann.